Wildniswind-Teilnehmerin Birgit hat im Frühlingsclan 2022 den Online-Lehrgang für Wildnispädagogik & Naturmentoring absolviert. Warum sie während ihrer Ausbildung dem Ruf des Adlerfarns folgte, wie daraus die „Waldkinder“ entstanden – und was sie in ihrem Wildniswind-Jahr erlebt hat.
Wie eine Pflanze zur besten Freundin wird
Ich wohne tief im Ruhrgebiet mit all seinen verbauten Städten und Industriekulturlandschaften. Das Besondere an dieser Gegend ist seine unglaubliche Vielfalt. Industriekultur wechselt sich mit schönen und weitläufigen Waldgebieten ab. Auf diversen stillgelegten Industrieflächen kann man nahezu täglich beobachten, wie sich die Natur ihre Flächen zurückerobert.
Das ganze Jahr über habe ich regelmäßig verschiedene Orte in meiner direkten Umgebung besucht. Besonders auffällig bei meinem Wandering waren die Pflanzen, die am Wegesrand wuchsen. Pflanzen sind bis heute nicht im Fokus meiner Aufmerksamkeit, aber ich respektiere sie und freue mich jedes Mal, wenn ich eine „alte“ Bekannte treffe – oder eine „neue“ (endlich) (er)kennen lerne!
Was ich dabei faszinierend fand: Wie sehr sich die Pflanzen im Laufe der Jahreszeiten verändern. Noch nie achtete ich so bewusst darauf. Besonders meine beiden Freundinnen, die Knoblauchsrauke und Brennnessel. Die Knoblauchsrauke lernte ich erst durch mein wildes Jahr bei Wildniswind kennen. Und auch die Brennnessel war vorher für mich nur eine der vielen „Plagegeister“ – dazu zählte übrigens auch die Brombeere! Durch die Artenjournale lernte ich meine „Plagegeister“ besser kennen und was soll ich sagen? Heute sind wir wie beste Freundinnen!



Begegnungen mit dem Adlerfarn
Des Öfteren hat mich das Modul „Entdecken und Erleben“ im Rucksack für Naturverbindung zunächst verwundert. Zum Beispiel die Bedeutung des Krafttieres Dachs, die Meditationsreise des Stars, die Aktionsspiele in Tierformen. Mit Spiritualität oder etwas „Höherem“ habe ich mich bis dato nie befasst und empfand diesen Blinkwinkel auf die Natur zunächst etwas fremd. Je mehr ich jedoch darüber nachdachte, umso besser fühlte sich plötzlich alles an. So wurde die Kategorie „Mythen, Geschichten, sonstiges“ im Artenjournal meine Lieblingskategorie, welcher ich am meisten Zeit widmete. Meine Mühe wurde mit wundervollen Geschichten über die Arten der Woche belohnt!
Die Geschichte vom goldenen Samenkorn
Die Art der Woche 13 ist der Adlerfarn. Dabei stieß ich auf die wunderbare Geschichte des goldenen Samenkorns.
Das goldene Samenkorn wächst in einer Vollmondnacht auf dem Adlerfarn. Stellt man in dieser Vollmondnacht einen Topf unter den Farn, so lässt die Adlerfarn Fee das goldene Samenkorn in die Schüssel fallen und diese füllt sich mit Gold & Glück. Aber nur für Menschen/Kinder, die mit dem Herzen sehen können. Ist der Topf an nächsten Morgen leer, dann waren die listigen Kobolde da. Kobolde sind schneller, als unsere Augen gucken können.
Ein Topf voll Gold im Garten
Nachdem ich meinen Kindern diese Geschichte erstmals vorgelesen habe, suchten sie Adlerfarn und sind zum Glück direkt in unserem Garten fündig geworden. Sie warteten geduldig bis Vollmond und stellten einen Topf unter ihn. Und tatsächlich war dieser Topf am nächsten Morgen mit essbaren Goldtalern gefüllt. Meine Kinder freuten sich riesig darüber und erzählten im Kindergarten JEDEM Kind von der Geschichte des Adlerfarns. Als ich die Kinder aus ihrer Kindergartengruppe abholte, stürmte die halbe Gruppe zu mir in den Flur, um mir zu mitzuteilen, dass auch im Garten des Kindergartens Adlerfarn wächst! Die leuchtenden Kinderaugen zu sehen, die vor Freude nur so strahlten war einfach ein tolles Gefühl.
Ab diesem Tag wurde der Adlerfarn von den Kindern anders gesehen, ja, sogar regelrecht beschützt, weil auf ihm die Aderfarn Fee wohnt. Wenn ich jetzt daran denke, bin ich immer noch überwältigt von diesem Gefühl der Freude über die Freude. Und dies war der Beginn von etwas ganz Großen.

Das Waldkinder-Wunderland entsteht
In der Zwischenzeit hatte sich „meine“ Geschichte des Adlerfarns im Kindergarten rumgesprochen und eine kleine Gruppe Kinder zog monatlich mit mir los in den Wald. Die Begeisterung der Kinder war so ansteckend, dass immer mehr Kinder zu den „Waldkindern“ gehören wollten. Mit der (sehr kurzen) Zeit wurden aus den Waldkindern die WaKi und aus einem einfachen Zusammenschluss mehrerer Kinder das WaKi Wunderland. Warum WaKi Wunderland? Ganz einfach: weil die Natur das reinste Wunder ist. Und Kinder diejenigen sind, die diese Wunder unvoreingenommen und mit dem Herzen sehen können. Aus einfachen Streifzügen durch den Wald, wurden richtige Waldabenteuer mit verschiedenen Themenschwerpunkten, die natürlich jedes Mal am Lagerfeuer mit Mashmallows endeten. Die positive Resonanz war so überwältigend, dass das WaKi Wunderland mittlerweile aus 4 Gruppen besteht.

Mit den Waldkindern durch mein wildes Jahr
Und so kam es, dass mich fortan 4 Gruppen auf meinen Weg durch mein wildes Jahr begleiteten. Das Wissen, dass ich bei Wildniswind und in den Artenjournalen sammelte, stellte ich direkt meinen WaKi zur Verfügung. Von Mal zu Mal wurden unsere Waldabenteuer magischer. Durch meine Begeisterung für Mythen und Geschichten lernten die Kinder auch eine ganz andere Seite der Natur kennen. Die Buche beispielsweise, ist für uns WaKi nicht einfach ein Baum, sondern ein Wunschbaum, in dem die Feenkönigin wohnt.
Alle Feen dieser Welt (auch die so beliebte Zahnfee) fliegen mit den Wünschen der Kinder zu der Feenkönigin, die diese Herzenswünsche erfüllt. Als Dank und Glücksbringer bekommt jeder, der mit dem Herzen sehen kann und an Wunder glaubt, einen besonderen Schutzhelm von der Feenkönigin geschenkt: die Buchecker. Ganz egal ob sie einfach die Buche ist oder das Zuhause der Feenkönigin: Die WaKi erkennen jetzt Buchen. Regelmäßig besuchen wir sie und hängen Wünsche auf, die nur die Feenkönigin erfüllen kann. Ob Frieden, Gesundheit, das Ende der Pandemie oder Monster, die verschwinden sollen. Die Buche ist unsere Anlaufstelle, Wünsche zu äußern und Sorgen loszulassen.

Wie es mit den WaKis weitergeht
Seit einigen Wochen frage ich mich, wie ich weitermachen soll. Baue ich mir eine nebenberufliche Selbstständigkeit auf oder belasse ich es bei den Materialkosten und setze auf die Spendenbereitschaft der Eltern? Mein Entschluss steht fest: Keine Gewinnorientierung, keine Werbung, keine Internetseite. Nur wir WaKi, bei denen jeder willkommen ist, der an die Welt der Wunder glaubt. Der Dankbarkeit empfangen und zurückgeben kann. Ich bin gespannt, wie diese Reise weitergeht und wer mich auf diesem Weg begleitet.

Was ich durch Wildniswind erfahren habe
Ich werde nie vergessen, wie lange ich nach der „richtigen“ Outdoor-Weiterbildung gesucht habe. In der Natur zuhause sein? Im eigenen Tempo lernen, forschen, entdecken? Ja! Sehr gerne. Komfortzone verlassen? Vielleicht. Eure Online-Fortbildung schien da genau das zu sein, wonach ich suchte. Allen Vorurteilen einer Onlinefortbildung zum Trotz, meldete ich mich „einfach“ mal bei euch an.
Online-Lehrgang Wildnispädagogik & Naturmentoring
Joggend aus der Komfortzone
Im Laufe des Jahres und in meinem eigenen Tempo erweiterte sich Stück für Stück meine Komfortzone. Seit meinem wilden Jahr bei euch, gehe ich nun bei Wind und Wetter joggen. Im Regen (bei recht warmen Temperaturen) jogge ich ohne Mütze. Ich liebe die Regentropfen auf meiner Stirn, stelle mir während des Joggens vor, wie es wohl „früher“ war, bei Wind und Wetter jagen zu müssen. Mir fällt der unterschiedliche Boden auf, auf dem ich laufe. Mal matschig, mal fest, mal rutschig, mal trocken. Wortwörtlich nehme ich die Natur im „vorbeilaufen“ wahr.

Freundschaften mit wilden Nachbarn
Dank euch, liebes Wildniswind Team, habe ich gelernt, dass jedes Tier, jede Pflanze, seinen Platz in der Natur hat und Teil des „großen Ganzen“ ist. Dieser große Respekt gegenüber eigentlich ehr lästigen Tieren (Spinnen, Asseln, Ameisen, Ratten, Mäuse) ist mir neu. Ihr habt damit unzähligen Tieren das Leben gerettet.
In meinem Haus wohnen jetzt keine „lästigen“ (Zitter)spinnen mehr, sondern es sind Chief und Officer, die ihre Polizeiwache in einem Spalt zwischen Haustür und Kleiderschrank gebaut haben. Sie halten lästige Asseln, Motten und Mücken davon ab, in unser Haus zu gelangen und nehmen diese als Gefangene. Oft schaue ich mir ihre Polizeistation an und bin dankbar für ihre gute Arbeit.

Online-Lehrgang Wildnispädagogik & Naturmentoring
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Bildquellen:
Fotos: (c) David Wege
Brombeere: (c) Katharina Lierzer