Schnitzen ist mehr als nur eine Handwerkstechnik: Man kann sich dabei kreativ austoben und im Tun Flow finden! Ob Löffel oder Holzfigur: Wenn du Schnitzen als Anfänger:in erlernen möchtest, gibt es ein paar Grundlagen, die hilfreich für dich sind. Hier erfährst du, worauf du beim Schnitzen achten solltest – insbesondere, wenn du mit Kindern oder mit einer Gruppe von Menschen schnitzen möchtest.
Schnitzen ist eine alte und traditionsreiche Handwerkstechnik. Menschen schnitzen bereits seit der Steinzeit – und dass in so ziemlich allen Kulturen rund um den Globus! Doch wusstest du, dass das Schnitzen Menschen in früheren Zeiten nicht nur dazu diente, dekorative oder Gebrauchsgegenstände herzustellen, sondern auch ihre Erinnerungen und Erlebnisse in Holz zu verewigen?




Warum Schnitzen?
Schnitzen lernen ist aus vielen Gründen toll:
- Du kannst kreativ tätig werden u und etwas Nützliches oder Schönes mit deinen eigenen Händen erschaffen – ein wirklich tolles Gefühl!
- Schnitzen ist meditativ: Indem du dich beim Schnitzen ganz auf deine Arbeit konzentrierst, können deine Gedanken schweifen und in einen zufriedenen Flow finden.
- Schnitzen schafft Naturverbindung: Beim Schnitzen arbeitest du mit dem natürlichen Material Holz. Dabei befasst du dich ganz automatisch mit Fragen wie: Welches Holz von welchem Baum eignet sich eigentlich zum Schnitzen? Wo finde ich es? Und wann soll ich es ernten, damit ich es gut verarbeiten kann?
Die richtige Schnitz-Ausrüstung
Das Schnitzmesser:
Dein Werkzeug beim Schnitzen ist natürlich ein Messer. Ich würde empfehlen, dass es eine feststehende Klinge hat (also kein Klappmesser) und dass es gut geschärft ist. Ein scharfes Messer reduziert auch die Verletzungsgefahr. Das klingt zuerst etwas antiintuitiv, aber ganz besonders gefährlich wird es, wenn man mit einem stumpfen Messer frustriert viel Kraft aufwenden muss, mit Gewalt arbeiten will und dabei weniger Kontrolle hat.
Es gibt viel gute Messer. Wir mögen die Messer der Firmen Morakniv und Kirschen. Wenn man Feuer fürs Schnitzen gefangen hat und etwas mehr investieren möchte, kann man sich auch wunderschöne individuell angefertigte Messer machen lassen (zum Beispiel von Criii @livingskills) oder sich selbst im Messerbau versuchen.
Für den Anfang reicht ein Messer mit gerader Klinge. Wenn man dann vielleicht mit der Zeit auch gern Höhlungen wie in Löffeln oder Schalen schnitzen möchte, empfiehlt sich der Kauf eines Beitels (auch Rundeisen genannt).
Meiner Erfahrung nach reichen diese beiden Messer für fast alle Schnitzereien. Es braucht also kein umfangreiches Equipment um Spaß am Schnitzen zu entwickeln. Mit der Zeit kann man dann eventuell nachrüsten, was einem fehlt.


Das Holz:
Es ist wichtig zu beachten, dass verschiedene Holzarten unterschiedliche Eigenschaften aufweisen und sich daher für unterschiedliche Arten von Schnitzprojekten eignen. Auch ob es sich um abgelagertes, trockenes Holz oder Frischholz handelt, macht einen Unterschied. Wir empfehlen, mit der Zeit verschiedene Holzarten auszuprobieren, um herauszufinden, welche für dein Schnitzprojekt am besten geeignet ist und sich am besten für dich anfühlen.
In den letzten Monaten habe ich mit Erle, Kirsche, Kirschlorbeer, Birke, Buche und Fichtenholz geschnitzt und fand es spannend, die verschiedenen Eigenschaften und Farben der Hölzer kennenzulernen.
- Linde: Lindenholz ist ein sehr weiches und leichtes Holz mit einer feinen Struktur, das sich leicht bearbeiten lässt. Es eignet sich daher besonders gut für Anfänger.
- Auch Nadelhölzer wie z.B. Kiefer, Tanne oder Fichte sind relativ leicht zu finden, preiswert zu kaufen und einfach zu bearbeiten. Sie sind allerdings etwas langfaseriger als die Linde und neigen eher dazu auszureißen.
- Ahorn: Ahorn ist ein hartes Holz, das sich gut für detaillierte Schnitzereien eignet. Es ist aufgrund seiner Härte jedoch etwas schwieriger zu bearbeiten als Linden- oder Nadelholz.
- Eiche oder Buche: Eichen und Buchen haben ein sehr hartes Holz, das sich gut für Schnitzereien mit tieferen Schnitten eignet. Die Werkstücke sind sehr stabil und es bricht nicht so leicht etwas ab. Es erfordert jedoch mehr Kraft und Geschicklichkeit, um es zu bearbeiten.
- Walnuss: Walnussholz ist ein dunkles, schweres Holz, das sich gut für Schnitzereien mit komplexen Details eignet. Es ist jedoch auch etwas teurer als andere Holzarten, wenn man es kaufen möchte.
Schnitzhandschuhe:
Schnitzhandschuhe minimieren die Verletzungsgefahr, aber es arbeitet sich leider auch manchmal nicht so gut damit. Ich arbeite manchmal mit dünnen Handschuhen, die schnittfest und weich sind und finde das angenehm, um mit einem sehr scharfen Messer an kleinen Details nah an meiner Hand zu arbeiten.



Schnitz-Regeln für Anfänger
Heute möchten wir mit dir die wichtigsten Schnitzregeln fürs Schnitzen mit Anfängern und Gruppen teilen:
- Beim Schnitzen musst du Sitzen: Dies ist das wichtigste Schnitzregel-Mantra! Mit dem Messer rumzulaufen oder im Stehen zu schnitzen ist tabu – Abrutsch- und Verletzungsrisiko!
- Abstand halten: Stelle einen Schutzabstand von mindestens einer Armlänge um den eigenen Körper herum her. Man kann ihn, wenn nötig, mit einem Stück Kreide auf den Boden zeichnen – z.B. wenn du mit Gruppen oder Kindern arbeitest.
- Immer vom Körper weg schnitzen: Diese Regel ist hilfreich, wenn man gerade erst beginnt und auch, um in Kursen mit Kindern viel Klarheit zu haben. Wenn man erfahrener wird, gilt sie nur noch eingeschränkt, denn es kann durchaus Sinn machen, das Werkstück so zu halten, dass man es am Körper stabilisiert und dann auch zum Körper hin schnitzt. Diese Technik ist allerdings erst für fortgeschrittene Schnitzer:innen empfohlen.
- Beim Schnitzen immer breitbeinig sitzen: So haben das Messer und der Schnitzschwung Platz.
- Für Kinder gilt: Nur in Begleitung eines Erwachsenen (oder mit Absprache) schnitzen. Mehr Tipps zum Schnitzen mit Kindern findest du im nächsten Abschnitt.
- Schnitzmesser bei Nicht-Gebrauch in die Hülle stecken – niemals damit herumlaufen.
Schnitzen mit Kindern
Gerade für Kinder kann Schnitzen eine tolle Beschäftigung sein! Viele Kinder vertiefen sich sehr konzentriert und ausdauernd in ihre Schnitzarbeiten – und sind unglaublich stolz auf ihre Resultate! Grund genug, es einmal gemeinsam auszuprobieren. Damit es dabei möglichst wenig Verletzungen gibt, solltest du auch auf folgende Punkte achten:
- Nur mit Unterstützung: Gerade am Anfang sollten Kinder nicht allein, sondern unter Aufsicht schnitzen, bis alle Handgriffe richtig sitzen. So kannst du wenn nötig eingreifen und Tipps und Empfehlungen teilen.
- Starte mit einfachen Schnitzwerken, z. B. einen Stock fürs Lagerfeuer anspitzen und verzieren oder ein kleines Buttermesser schnitzen. Dabei wird schnell ein Resultat sichtbar und das Endergebnis muss nicht perfekt sein.
- Es gibt für Kinder besonders geeignete Materialien und Werkzeuge. Für das Holz eignen sich z.B. frische Weiden- oder Haselstöckchen. Sie sind weich und relativ leicht zu bearbeiten. Je trockener ein Holz wird, desto fester wird es meist. Es gibt auch eigene Schnitzmesser in Größen für Kinder mit abgerundeter Klinge oder Schnitzhandschuhe. Das minimiert die Verletzungsgefahr.
- Das Alter: Es gibt keine feste Regel, ab wann Kinder schnitzen dürfen. Als Richtwert wird oft ein Alter von ca. 7-8 Jahren angegeben. Wichtiger als das Alter ist aus unserer Sicht, dass die Kinder in der Lage sind, deine Anleitung zu verstehen und über die erforderliche Feinmotorik verfügen, die das Schnitzmesser erfordert. Regeln wie beim Schnitzen zu sitzen und nicht mit dem Messer rumzulaufen, Schnitz-Abstand zu anderen Kindern (siehe oben) sollten unbedingt eingehalten werden. Denke daran: Beim Schnitzen bist du selber immer das wichtigste Vorbild!
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Häufige Fragen
Holz zum Schnitzen kannst du bei manchen Sägewerken, Tischlereien oder Baumärkten kaufen. Zum Schnitzen für Anfänger eignen sich besonders weiche Holzarten wie Lindenholz oder Nadelhölzer. Auch so genanntes „Grünholz“ – also frische Stöckchen von z. B. Haselstrauch oder Weide – eignen sich zum Schnitzen gut.
Zum Schnitzen für Kinder eignen sich z. B. frische Weiden- oder Haselstöckchen. Sie sind weich und relativ leicht zu bearbeiten. Je länger ein Holz trocknet, desto fester wird es. Starte mit einfachen Projekten, wie z.B. einem zugespitzten Stöckchen fürs Lagerfeuer. Dabei kann leicht vom Körper weg geschnitzt werden und es ist schnell ein Resultat sichtbar. Es gibt auch eigene Schnitzmesser in Größen für Kinder mit abgerundeter Klinge oder Schnitzhandschuhe. Das minimiert die Verletzungsgefahr.
Wir empfehlen ein Messer mit gerader, feststehender Klinge. Wir verwenden Messer der Firmen Morakniv und Kirschen. Als Ergänzung für Schnitzfans, kann man sich ein Rundeisen (auch „Beitel“ genannt) zulegen. Damit kann man Höhlungen, Kuhlen, Vertiefungen schneiden und so auch Löffel oder Schalen schnitzen. Mehr braucht es unserer. Erfahrung nach erst einmal nicht.
Wenn du einen Löffel schnitzen möchtest, brauchst du ein Messer mit gerader Klinge und einen Beitel. Es eignen sich viele verschiedene Hölzer dafür. Du kannst es für den Anfang mit Weichhölzern wie Linde, Tanne, Weide oder Fichte probieren. Sie lassen sich leicht bearbeiten, sind allerdings nicht so stabil wie Harthölzer (z. B. Ahorn, Buche, Eiche). Wenn du mit Hartholz arbeitest, ist es ganz besonders wichtig scharfes Werkzeug zu verwenden. Es ist etwas anstrengender aus diesen Hölzern Löffel zu machen, aber dafür halten sie natürlich viel länger und sind nicht zerbrechlich. Dadurch ist es auch möglich Stiele und Wandungen dünner zu schnitzen. Für Löffel oder Schalen solltest du natürlich nur Holz von ungiftigen Bäumen verwenden. Probier einfach mal verschiedene aus.
Gerade für Anfänger ist es schön, wenn das Holz weich und leicht zu bearbeiten ist. Dafür eignen sich sehr gut Weichhölzer, wie Linde, Hasel und Weide. Sie können frisch oder getrocknet verwendet werden. Wenn man sie vorher trocknet, ist die Gefahr, dass Werkstücke hinterher reißen sehr viel geringer. Frischholz ist sehr einfach zu bearbeiten, es reißt allerdings manchmal beim Trocknen. Auch Nadelhölzer wie Tanne und Fichte eignen sich zum Schnitzen für Anfänger. Man muss ein bisschen schauen, dass man Stücke aussucht, die nicht so harzig sind. Auch Äste im Holz sind zwar optisch oft sehr schön in Werkstücken, sind aber nicht ganz so leicht zu bearbeiten und bilden manchmal auch Bruchstellen im Holz, die dein Schnitzwerk auseinander brechen lassen können.
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