
Duftende Sommerwiesen, ein üppiges Blätterdach, ein friedlich-flüsternder Bach: Wenn wir in der warmen Jahreszeit draußen unterwegs sind, beschenkt uns die Natur mit einer ganz besonderen sinnlichen Fülle. Jetzt ist auch die perfekte Gelegenheit, um essbare Wildpflanzen für deine wilde Küche oder Naturapotheke zu sammeln – oder sie zu trocknen und für später zu konservieren. Welche essbaren Wildkräuter du jetzt finden kannst – und wie du sie richtig bestimmst, erfährst du in diesem Beitrag.
Wir haben die folgenden Informationen mit größter Sorgfalt zusammengestellt, bitten dich jedoch, dich beim Wildkräutersammeln nie auf eine einzige Quelle allein zu verlassen. Kombiniere beim Sammeln neuer Wildkräuter Online-Quellen, Apps & Co immer mit fachkundigem Rat (z. B. bei einer Kräuterwanderung) und Kräuterbestimmungsbüchern! Keine Pflanze ist es wert, dafür zu sterben! Nimm nur Kräuter mit, die du eindeutig bestimmen und erkennen kannst! Wildniswind haftet nicht für Personenschäden durch den Verzehr von gesammelten Kräutern.
Wer im Sommer achtsam durch Wald und Wiese stromert, kann eine Fülle essbarer Wildkräuter entdecken. Viele davon sind nicht nur eine sehr leckere Ergänzung für deine Küche, sondern zugleich auch besonders nährstoffreiche Pflanzen: Wildkräuter haben häufig einen besonders hohen Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen. Das macht sie auch zu tollen Helfern für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Und zusätzlich sind sie kulinarisch etwas besonderes!
Essbare Blüten sind nicht nur wunderschön, sondern auch eine köstliche und gesunde Ergänzung in deiner wilden Küche! Hier erfährst du, welche essbaren Blüten du bei deinen Streifzügen durch die Natur sammeln kannst und wie du sie verwendest!
Damit du essbare Wildkräuter bestimmen kannst, helfen zahlreiche Apps (wie zum Beispiel die kostenlose App Flora Incognita) oder tolle Bestimmungsbücher. Wichtig ist, dass du nur die Wildkräuter sammelst, die du auch wirklich sicher erkennst. Schließlich gibt es unter all den wohlschmeckenden Pflanzen auch gefährliche/giftige, die ihren Artgenossen teilweise sehr, sehr ähnlich sehen.
Eine gute Möglichkeit, um Wildkräuter bestimmen zu können, ist eine Wildkräuterwanderung. Dabei erklären dir Expert:innen, welche Wildkräuter wann wachsen und wie du sie richtig erkennen und zuordnen kannst. Schau mal in deiner Umgebung, ob auch bei dir Wildkräuterwanderungen angeboten werden.
Der Frauenmantel (Alchemilla vulgaris) ist ein bekanntes Heilkraut, insbesondere für Frauen. Es kann wunderbar zu Tee verarbeitet werden und kann bei Erkältungskrankheiten, Menstruationsbeschwerden oder in den Wechseljahren helfen. Der Frauenmantel wächst sowohl als Zierpflanze in vielen Gärten, als auch wild, auf Wiesen, an Waldrändern und in Gebüschen. Er bevorzugt sonnig bis halbschattige, feuchte und nährstoffreiche Böden. Von ihm kannst du sowohl Blüten als auch Blätter verwenden. Sein Geschmack ist mild und erinnert leicht an Kohlrabi. Die Blätter kannst du zu einem Kräutersüppchen verarbeiten, sie Spinat beimengen oder in Wildkräutersalate schneiden. Die Blüten bieten eine hübsche Dekoration für deine Sommergerichte.
Am Blattgrund des Frauenmantels sammeln sich in der Nacht Tautropfen. Die Alchemist:innen des Mittelalters nannten sie „Himmelstränen“ und sammelten sie in den frühen Morgenstunden ein, denn sie glaubten, das er besondere Kräfte habe und dass die Pflanze das Wasser der Erde reinige und dem Himmel zurückgäbe. Der lateinische Name „Alchemilla“ bedeutet so viel wie „kleine Alchemistin“ und darin drückt sich vielleicht die Zärtlichkeit aus, mit der die Menschen dieser besonderen Pflanze begegneten.
Die wilde Malve (Malva sylvestris) ist mehrjährig und schmeckt süßlich und mild. Ihre Blüten sind eine tolle essbare Dekoration und bietet sich daher auch für süße Nachspeisen an. Du findest sie bevorzugt an Weges- und Wiesenrändern, an Böschungen und auf Ödland. Durch ihre Schleimstoffe wirken die Blüten der wilden Malve reizlindernd bei Husten und Halsschmerzen. Ihre Blätter sind ebenfalls essbar und können gedünstet oder roh deinen Salat ergänzen. Sie enthalten viel Eiweiß und Eisen und sind daher ein beliebter Blattspinat. In der Antike wussten die Menschen um die besonderen Eigenschaften der wilden Malve. Hinter vorgehaltener Hand sagte man ihr nach, die „Liebeslust“ steigern zu können.
Die Blüten und Früchte von Mädesüß (Filipendula ulmaria) schmecken sehr süß und erinnern an Mandelaromen. Die Blüten kannst du zu duftenden Sirupen, Gelees oder süßer Blütenmilch verarbeiten, die Samen für Blütenzucker. Bekannt ist Mädesüß als Erkältungstee, mit schweißtreibender und schleimlösender Wirkung. Mädesüß wird übrigens auch oft “Aspirin der Wiesen” genannt, da einige seiner Inhaltsstoffe den Stoffen in der Aspirin-Tablette ähnlich sind.
Das Johanniskraut (Hypericum officinalis) – die „Prinzessin des Lichts“ – blüht genau dann, wenn die Tage am längsten und die Nächte am kürzesten sind. Man sagt, das Johanniskraut feiere dann „Hoch-Zeit“ mit der Erde. Viele Mythen und Geschichten ranken sich um diese besondere Pflanze. Das Johanniskraut wächst am besten auf sehr sonnigen, kalkhaltigen Standorten und ist ansonsten sehr anspruchslos. Ihren Samen kann man im Juni/Juli direkt an Ort und Stelle aussäen. In der Naturheilkunde wird sie aufgrund ihrer stimmungsaufhellenden Wirkung etwa bei Winterdepressionen, Nervosität oder Unruhe geschätzt. Als Salbe hilft sie bei Verbrennungen und zur Behandlung von Narbengewebe. Aber aufgepasst, Johanniskraut erhöht die Lichtempfindlichkeit der Haut. Die Blüten haben einen leicht süßlichen, zarten Geschmack. Die Blüten und Blätter kannst du für Tees oder Tinkturen verwenden.
Die Kamille (Matricaria chamomilla) findest du häufig auf Äckern und auf Ödland. Die Pflanze ist anspruchslos und braucht keinen besonders nährstoffreichen Boden – aber trocken sollte es für sie sein. Die Blüten der Kamille eignen sich besonders für wohltuenden Tee – getrocknet oder auch frisch überbrüht. In der Naturheilkunde werden Kamillenblüten übrigens auch aufgrund ihrer entzündungshemmenden Wirkung geschätzt – und sind dort oft Bestandteil von Wund- und Heilsalben. Der Kamille wurden in früheren Zeiten auch magische Eigenschaften zugesprochen. Es hieß, sie sorge für Glück, Reinigung und Schutz und sie tröste unsere Seele.
Der botanische Name der Schafgarbe (Achillea millefolium) geht auf den trojanischen Held Achilles zurück, der die Pflanze der Legende nach zur Heilung von Wunden verwendet haben soll. Tatsächlich wird die Schafgarbe in der Naturheilkunde durch ihre antibakterielle und wundheilende Wirkung geschätzt. Zudem gilt sie als Frauenkraut schlechthin und wird gern als entkrampfendes Mittel bei Menstruationsbeschwerden und in der Menopause eingesetzt. Durch ihre wertvollen Inhaltsstoffe wie ätherische Öle, Alkaloide oder Gerbstoffe, findet sie häufig Einsatz in Tees oder Tinkturen und hat eine vielseitig positive Wirkung auf Leber, Magen, Darm und Haut.
Der Rotklee oder auch Wiesenklee (Trifolium pratense) genannt, gehört der Gattung Klee der Schmetterlingsblütler an. Durch seinen hohen Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen, die den Östrogenen ähnlich wirken (Isoflavone) werden die Blüten des Rotklees in der Naturheilkunde gern bei Wechseljahrs- und Menstruationsbeschwerden eingesetzt, z.B. als Tee. Einem sommerlichen Blütenessig kannst du mit Rotkleeblüten einen wunderschönen, rosaroten Farbton verleihen.
Der Spitzwegerich (Plantago lanceolata) gilt als Klassiker in der Naturheilkunde. Du findest ihn auf Feldern, Wiesen und an Wegesrändern. Er enthält unter anderem Vitamin C, B und diverse Mineralstoffe wie Zink oder Kalium. In der Naturheilkunde wird der Spitzwegerich gerne bei Husten, Bronchitis, Juckreiz und zur Wundheilung eingesetzt. Und bei einem Insektenstich verschafft ein zerriebenes Spitzwegerichblatt schnelle Linderung. Mithilfe eines Ölauszuges kannst du eine sehr heilkräftige Salbe herstellen, die – wenn mit Minze kombiniert – sogar kühlend wirkt.
Die Nachtkerze (Oenothera biennis) wurde im 17. Jahrhundert als Zierpflanze aus Nordamerika nach Europa eingeführt. Als sogenannter „Gartenflüchtling“ verwilderte die neophysische Pflanze bald und vermehrte sich kräftig. Heute wird sie auch als Sommerstern, Abendblume oder Rapontika bezeichnet und gehört zu den Nachtkerzengewächsen. Sie liebt einen sandig-lehmigen Boden und öffnet sich bei Dämmerung. In der Pflanzenheilkunde wird die Nachtkerze zur Linderung bei Hautausschlägen genutzt. Ihre Samen sind reich an Vitamin E, Linolsäure und Gamma-Linolensäure. Die Samen können kalt gepresst zu wertvollen Nachtkerzenölen verarbeitet werden, die bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis eingesetzt werden können. Auch bei der Prävention von Arterienverkalkungen, bei Allergien oder Arthritis kann die Nachtkerze behilflich sein. Die Knospen sind ein schmackhafter „Snack-to-go“.
In gepflegt-gestutzten Vorgärten gilt der Giersch (Aegopodium podagraria) als klassisches “Unkraut”. Doch mit dieser Einschätzung lässt man sich die Vielseitigkeit eines besonderen Wildkrautes entgehen. Im Vorfrühling gehört der Giersch zu den ersten Wildkräutern, das uns mit frischem, vitaminreichen Grün versorgt. Er freut sich über nährstoffreiche Böden im Halbschatten, lebt aber auch gerne in Gräben, feuchten Gebüschen oder an Bachrändern. In der Naturheilkunde wird der Giersch bei Rheuma und Gicht eingesetzt und verfügt über eine harntreibende, krampflösende und entzündungshemmende Wirkung. Er passt gut in eine Wildkräutersalat, in eine 9-Kräuter-Suppe oder in den ersten Spinat im Frühjahr.
Pflanzen sind für uns Menschen absolut lebensnotwendig! Gäbe es sie und ihre vielen Gaben nicht, gäbe es uns auch nicht. Durch ihre Fähigkeit zur Fotosynthese, der Gewinnung von Energie aus Sonnenlicht und Wasser unter gleichzeitiger Produktion von Sauerstoff, haben sie die Erde vor Jahrmillionen zu einem – auch für uns – lebensfreundlichen Planeten gemacht. In jedem Moment atmen wir ein, was sie ausatmen und nähren unsere Körper Tag für Tag mit ihren Körpern. Wir kleiden uns meist in Pflanzenfasern, wie Baumwolle, Hanf oder Leinen, nutzen sie als Brennmaterial, Grundstoff für die vielen Dinge, die wir herstellen, Baumaterial für unsere Behausungen. Für jedes Weh ist ein Kraut gewachsen, dass uns heilkräftig unterstützt.
Ob Bärlauch im Frühjahr, essbare Blüten im Sommer oder aromatische Pilze im Herbst: Die Natur hält so viele Schätze für Sammelbegeisterte bereit! Doch was bedeutet es, achtsam und im Einklang mit der Natur zu sammeln? Das erklären wir in diesem Blogbeitrag.
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Essbare Wildkräuter eignen sich als tolle Ergänzung, um Speisen in deiner wilden Küche aufzupeppen – etwa als Beigabe für einen frischen, knackigen Wildkräuter-Salat oder püriert für Suppen oder Kräuteröle. Würzige Wildkräuter wie Gundermann, Spitzwegerich, Brennnessel & Co hacken wir auch gerne klein, füllen sie mit etwas Öl in Eiswürfelbehälter – und haben so jederzeit frische Kräuterwürfel für unsere Gerichte im Tiefkühlfach. Auch selbstgemachte Eistees oder Wildkräutersmoothies – gemischt mit Früchten – schmecken wunderbar.
Aufgrund von Schadstoffbelastungen solltest du Wildkräuter nicht direkt am Straßenrand, an belebten Spazierwegen oder Hundewiesen ernten. Auch auf Privatgrundstücken oder in Naturschutzgebieten solltest du aufs Sammeln verzichten. Wenn du einen eigenen Garten hast, kannst du auch hier Wildkräuter ansiedeln: Schlüsselblumen, Gundermann, Portulak, Waldsauerklee, Knoblauchsrauke oder der Wiesenknopf zum Beispiel fühlen sich hier wohl. Im Handel findest du spezielle Samenmischungen dazu. Gänseblümchen, Spitzwegerich und Gundermann wachsen auch oft ganz ohne eigenes Zutun, wenn man ihnen nur ein Stückchen Wiese überlässt.
Wildkräuter sind nicht nur eine äußerst schmackhafte Ergänzung für deine Küche, sondern zugleich auch besonders nährstoffreiche Pflanzen: Wildkräuter zeichnen sich häufig durch einen besonders hohen Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffe aus. Das macht sie – neben einem kulinarischen Highlight – auch zu tollen Helfern für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden.
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