Wenn wir zurückblicken, reiben wir uns manchmal die Augen und staunen selber darüber, wie Wildniswind begann: Eine Pandemie, ein kleines Online-Projekt und zwei Menschen, die ihre Verbindung und Leidenschaft für die Natur teilen. Hier erfahrt ihr, wie Wildniswind Wurzeln schlug und schließlich Flügel bekam.
Alles begann im März 2020, dem ersten Coronajahr. Während wir alle von immer neuen Nachrichten überrollt wurden, die Kitas und Schulen schließen mussten, gab es im Netz plötzlich eine Welle schöner Angebote, um die Zeit zu überbrücken. Auf einmal entstanden da so viele kreative Dinge und Projekte und viele Leute wollten helfen und ermutigen!
Ich, Miriam, grübelte und fragte mich, was denn vielleicht mein Beitrag in dieser Zeit sein könnte? Und so startete ich kurzerhand ein kleines, kostenloses Online-Natur-Projekt für meine Kita-Kinder und ihre Eltern.
Pandemie-Post von Fuchs, Hase und Miriam
Post von Fuchs und Hase hieß mein kleines Mentoring-Programm und wöchentlich gab es nun für die Zeit des Lockdowns Briefe per Mail von den beiden Protagonisten. Sie erzählten ihre Geschichten aus Wald und Wiese, berichteten davon, wie sie Baumperlen fanden, ihre Nachbarin, die Knoblauchrauke kennenlernten und der Elster beim Eierklauen zusahen. Wöchentlich gab es kleinen Aufgaben und Aufträge rund um die Themen Spurenlesen, Säugetiere, Vögel, Pflanzen, Handwerklichem und vieles mehr. Naturverbindung für die ganze Familie sozusagen, in einer Zeit, in der gemeinsame Draußenzeit so wunderbar möglich (und erlaubt) war.
Journalvorlagen von Paula
Ich erinnere mich noch genau an den Morgen auf meiner Hunderunde, als ich Paula auf Instagram eine Sprachnachricht schickte; „Paula, ich brauch dich“, sagte ich und erzählte ihr von meinem Projekt und den kleinen Journalvorlagen für die Kinder, die ich erstellt hatte. Ihr ahnt es vielleicht schon: Meine eigenen Zeichnungen waren wirklich alles andere als schön und ich fragte Paula, ob sie denn nicht Lust habe, die Zeichnungen zu machen. Einfach so. Paula war begeistert – und wollte! Von nun an flatterten Zeichnungen und Ideen zwischen unseren Emailpostfächern hin und her, dass es eine Freude war. Es war so ein schöner Flow mit ihr! Wie konnten wir die Briefe noch schöner machen, sodass die Kinder und Eltern gut mit ihnen arbeiten, lernen und entdecken konnten?
Wie unsere Community entstand
Dann ging alles ganz schnell: Dreimal auf Instagram und Facebook geteilt, hatten wir plötzlich fast 600 Menschen in unserem E-Mail-Verteiler, die sich über die Fuchs- & Hasenpost freuten. Das war fantastisch und beflügelte unseren kreativen Flow. Mit Paula, die ein Genie im Erstellen und Organisieren von Emails ist, hatten wir plötzlich ein gut umsetzbares Online-System aufgesetzt, das auch noch schön aussah! Die kommenden Wochen flogen nur so dahin. WhatsApp wurde zur kreativen Bühne unserer Arbeit. Morgenmeetings um 6 Uhr auf der Hunderunde waren genauso an der Tagesordnung wie Gedankensplitter und Sprachnachrichten mitten in der Nacht. Und, ich sag euch, es machte soooo viel Spaß!
Und das Schönste daran: Die Fuchs- und Hasenpost brachte die Eltern und Kinder tatsächlich raus! In den Wald, auf ihre Dorfwiese, in den Park, an den Fluss. Wir waren happy! Viele schöne Fotos von wilden Kindern erreichten uns, was für eine Freude!
Von der Idee, Naturmentor*innen auszubilden
Irgendwann war das Ende des Lockdowns abzusehen und ich weiß noch, wie ich am Karfreitag um 8 Uhr morgens an meinem Sitzplatz im Wald saß und nach einer Stunde mein Handy anschaltete. „Komm, Mi, wir machen weiter!“ sagte Paula. „Es ist toll zusammen zu arbeiten, es macht Spaß und es ist eine wirklich gute Sache. Hast Du Lust?“. Tja, was soll ich sagen: Ich hatte Lust! Nur wie?
Schnell war uns klar, dass Erwachsene eine Schlüsselrolle in dem Ganzen haben mussten, denn Kinder können nun einmal oft noch nicht lesen und sie brauchen Mentoren, die den Weg gemeinsam mit ihnen gehen. Und da war sie dann, die Idee, Naturmentor*innen auszubilden! Das war die Geburtsstunde von Wildniswind!
Wie ein Kurs entsteht …
Rückblickend kann ich heute immer noch nicht ganz glauben, dass wir das gemacht haben! Wir begannen Wildniswind zu planen, Materialien zu entwerfen, zu schreiben, zu zeichnen und in eine Form zu gießen, die es den Teilnehmer*innen leicht machen sollte zu lernen, zu entdecken, auszuprobieren und vor ihrer eigenen Haustür einheimisch zu werden! Die Zeichen waren da, das Universum sagte beständig „yes“ und so schrieben wir den Kurs aus. „Weißte, Mi, wenn wir das auch nur für vier Teilnehmer machen werden, dann ist es trotzdem super! Wir lernen selber so viel dabei“, sagte die weise Paula und sie hatte Recht. Mein Herz klopfte und ich wollte das Projekt mit ihr in die Welt bringen. Irgendwie gab es schon lange kein Zurück mehr.
Kurz danach rief ich David an und sagte: „Hör mal, willst du dabei sein bei Wildniswind? Wir brauchen gute Fotos und es wäre doch wunderbar, wenn deine Bilder so in die Welt hinausflattern würden, oder?“ Und wieder: YES. David war dabei!
Fortan schrieben wir uns die Finger wund, Paula zeichnete und layoutete was das Zeug hielt und David kramte in seinen Archiven und begann speziell für unser Projekt Fotos zu schießen. Ruckzuck hatten wir die ersten Buchungen und es ging los. Multiplikator*innen aus allen Tätigkeitsfeldern der sozialen Arbeit interessierten sich für Wildniswind. Aber ebenso Menschen, die selber wieder mehr verwildern und sich verbunden fühlen wollten. Es war so schön, auf welchen Wegen sie zu uns fanden und der Sommerclan 2020 wurde unsere erste Gruppe.
… und wie es weitergeht
Fast eineinhalb Jahre Liebe, viel Arbeit, Herz, Erfahrung, Know-How und Committment sind in Wildniswind geflossen. Und die, die unseren Kurs belegt haben, haben uns das wunderbarerweise so oft gespiegelt. Wir sind so glücklich, dass das so ist. Die ersten Absolvent*innen haben ihr wildes Jahr schon abgeschlossen und wir sind so stolz auf euch! Es braucht schon was, um ein Jahr lang dran zu bleiben. Aber wir können euch versichern, es macht so viel Spaß!
Unsere Windies
Inzwischen gibt es einen richtigen Wildniswind-Tribe und trotz der Virtualität entstehen liebevolle Verbindungen zwischen Menschen. An vielen Orten in Deutschland, Österreich, der Schweiz und anderen europäischen Ländern sind Windies auf ihren wilden Pfaden unterwegs. Streunern, ernten Pflanzen, entdecken die Qualitäten von Bäumen, finden Spuren und lauschen tief in ihr eigenes Herz und ihre Sinne hinein. An unserem virtuellen Lagerfeuer lauschen wir ihren Geschichten, rätseln gemeinsam und nehmen Anteil an Erlebtem. Auch auf Instagram erreichen uns jeden Tag Stories von Teilnehmer*innen und wir freuen uns riesig darüber, diese auch wieder zu reposten. Denn so werden auch unsere (teils schon mit eigenen Projekten selbstständigen) Windies bekannter und bekommen Anerkennung und Reichweite. In manchen von ihnen ist über das Jahr der Wunsch gekeimt, selber Kurse zu geben. Wie schön! Viele Naturmentor*innen und Geschichtenerzähler*innen braucht die Welt.
Wir danken unseren vielen tollen Teilnehmer*innen für ihre Unterstützung und die liebevollen Empfehlungen von ganzem Herzen! Alles ist mit allem verbunden.
Herzlichst, Paula & Mi
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