Geschmeidig, flink, mit scharfen Zähnen und leuchtenden Augen: Der Marder gehört längst nicht mehr nur zu den heimlichen Bewohnern unserer Wälder, sondern hat Einzug in städtische Gärten und unsere Dachböden gehalten. Oft sind wir dem Marder viel näher, als wir glauben… und doch wissen wir wenig über diese faszinierende Art. Alles vom Baummarder über den Steinmarder, ihre Lebensweise und Rolle in unserem Ökosystem.
Seien wir ehrlich: Für die meisten Menschen gehört der Marder nicht zu den größten Sympathieträgern in der Tierwelt: Denn wenn wir mit dieser Art in Berührung kommen, dann ist der Anlass häufig kein Grund zur Freude: Der Marder, der sich am Bremskabel unseres Autos zu schaffen macht; eine nächtliche Polterei auf dem Dachboden veranstaltet oder sein Würstchen prominent mitten auf unseren Gartentisch legt.
Vielleicht bist du ja sogar auf dieser Seite gelandet, weil du wissen möchtest, wie du einen Marder wieder aus deiner Garage vertreiben kannst? Dann möchten wir dich umso mehr einladen, dich mit dieser besonderen Art auseinander zu setzen. Denn unsere Marder unterscheiden sich beachtlich in ihrer Lebensweise und spielen eine wichtige Rolle in unserem Ökosystem.
Wusstest du, dass neben Stein- und Baummardern auch zahlreiche andere Arten zur Tierfamilie der Marder gehören – darunter Dachse, Wiesel, Iltisse, Nerze und sogar Otter? Während sich die meisten Marderarten von Menschen fernhalten, sind vor allem Steinmarder dafür bekannt, dass sie die Nähe zum Menschen nicht scheuen.
Die in Deutschland heimischen Baummarder und Steinmarder sehen sich auf den ersten Blick sehr ähnlich; zeigen jedoch spannende Unterschiede in ihrer Fellfärbung, Verhalten und Lebensweise.
Wie sein Name bereits vermuten lässt, ist der Baummarder hervorragend an das Leben im Wald und auf den Bäumen angepasst. Baummarder haben kräftige Krallen und einen langen Schwanz, der ihnen beim Klettern als Balancierhilfe dient. Der Brustfleck des Baummarders ist eher rundlich und orangefarben, während der Steinmarder einen weißen, gegabelten Brustfleck hat. Der bevorzugter Lebensraum des Baummarders sind dichte, unberührte Wälder mit alten Bäumen. Hier nutzt er Baumhöhlen, um seine Nester anzulegen. Während sich der Baummarder tagsüber in der Regel in seiner Behausung aufhält, legt er bei seiner nächtlichen Nahrungssuche durchschnittlich fünf bis sieben (!) Kilometer zurück. Das erklärt, warum Baummarder große Waldgebiete zum Überleben brauchen.
Wenngleich der Baummarder große Waldgebiete bevorzugt, führt eine Verknappung seines Lebensraumes mitunter dazu, dass er auch in Parks nachzuweisen ist. Insbesondere dann wenn diese Kleinsthabitate in der Nähe von Wäldern gelegen sind.
Im Gegensatz zum Baummarder ist sein Bruder, der Steinmarder, nicht notwendigerweise auf den Lebensraum Wald angewiesen: Steinmarder sind anpassungsfähiger und errichten als so genannte „Kulturfolger“ ihre Unterkunft auch gern in der Nähe menschlicher Siedlungen, etwa in Scheunen oder Dachböden – nicht selten zum Ärger der Bewohner.
Doch genau diese Nähe zum Menschen ist für den Steinmarder ein Überlebensvorteil: Denn angesichts des Rückgangs natürlicher Lebensräume wie ausgedehnter Wälder und alter Bäume erschließt sich der Steinmarder in urbanen Gebieten, Parks, Gärten oder Gebäuden neue Lebens- und Nahrungsoptionen.
Hier auf dem Foto kannst du gut den weißen, gegabelten Brustfleck des Steinmarders sehen. Beim Baummarder ist der Brustfleck gelblich bis orangefarben.
Die Ranzzeit des Steinmarders ist zwischen Mai und Juli und sehr wetterabhängig. Er ist streng territorial und duldet in seinem Revier keine anderen männlichen Mitbewerber. Auf dem Höhepunkt der Paarungszeit im Juni/Juli finden wir daher besonders viele Spuren und Zeichen der Anwesenheit, denn der Steinmarder markiert sein Revier, um seinen Gebietsanspruch zu dokumentieren. Steinmarder sind mit einem Jahr geschlechtsreif und bekommen meist im darauffolgenden Jahr erstmals Nachwuchs. Nach der Paarung besteht eine sogenannte Keimruhe, d.h. der Fötus wächst erst mit Verzögerung heran, damit die Geburt und nachfolgende Aufzucht der Jungen in die wärmere Jahreszeit fällt. Nach ca 35 Tagen öffnen die ca. 2-4 Jungen die Augen und verlassen nach rund 9 Wochen erstmalig ihr Nest.
Marder sind opportunistische Allesfresser. Ihr Nahrungsspektrum variiert je nach Jahreszeit und Verfügbarkeit der Beute. Obwohl sie Raubtiere sind, nutzen sie auch pflanzliche Nahrung wie Früchte und Getreide. In städtischen Gebieten durchstöbern Marder auch schon mal Mülleimer und Komposthäufen. Ihre Ernährung ist dementsprechend vielseitig:
Hast du dich auch schon einmal gefragt, von wem die schlammigen Pfotentapser auf der Motorhaube deines Autos stammen? Wenn du bisher dachtest, es sei Nachbars Katze, wirst du vielleicht überrascht sein, dass es sich beim Spurenverursacher in vielen Fällen um den Marder handelt! Wenn du genau hinsiehst, kannst du die Spuren des Marders an seiner 5. Zehe sowie seinen Krallen erkennen. Katzen ziehen ihre Krallen beim Laufen meistens ein und sind damit im Trittsiegel meist nicht erkennbar.
Entgegen auch neuerer Fährtenleseliteratur sind die Fußsohlen des Baummarders im Winter nicht stärker behaart als die des Steinmarders. Die Unterscheidung von Baum- bzw. Steinmarder nur anhand eines Trittsiegels ist nicht möglich. Möchtest du gern weitere Tierspuren recherchieren? Hier erfährst du mehr darüber, zu wem die Tierspuren im Schnee gehören.
Marder hinterlassen noch weitere Spuren, die auf ihre Anwesenheit hinweisen:
Marder hinterlassen typischerweise ca. 8 cm lange, oft in sich gedrehte „Würstchen„, die Reste von unverdaulichen Teilen wie Fell, Knochenfragmenten, Federn, Früchten und Samen enthalten können. Je nach Nahrung des Tieres kann Marderlosung aber sehr unterschiedlich aussehen. Du findest sie oft an auffälligen Stellen wie Steinen oder Baumstämmen abgelegt, denn sie dienen dem Marder als Reviermarkierung. Ich, Miriam, habe Marder-Losung sogar schon gut platziert auf einem auf der Straße liegenen Stofftier oder auf dem Gitterrost vor einer Buchhandlung entdeckt. An Marderlosung lässt sich übrigens sehr gut ablesen was das Tier gefressen hat. Diese dreifarbige schwarz-rot-gold-Losung fanden wir während der Fußballweltmeisterschaft 2018 ;-).
Wenn ein Marder in deiner Umgebung Einzug hält, dann kannst du ihn vermutlich auch hören: Zu seinen Lautäußerungen gehören verschiedene Rufe und Laute, die der Kommunikation dienen, etwa Knurren, Keckern und Fauchen. Bezieht ein Marder Scheune oder Dachboden, kann man ihn beim Klettern nachts auch schon mal ganz schön laut kratzen oder poltern hören – ganz besonders während der Paarungszeit, wo sich Männchen und Weibchen lange Verfolgungsjagden liefern. Begleitet wird dies gern auch mit einem für Marder typischen, schrillen Geschrei. Hast du schon mal eins dieser Marder-Geräusche gehört?
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Marder sind Allesfresser mit einem vielseitigen Speiseplan. Besonders beliebt sind kleine Säugetiere wie Mäuse oder Ratten, Vögel, Eier, Insekten aber auch Beeren und Obst. Steinmarder, die häufiger in menschlicher Nähe leben, bedienen sich auch mal an Abfällen oder Tierfutter. Baummarder hingegen bevorzugen Waldfrüchte und Beutetiere aus ihrem natürlichen Umfeld.
Marder sind vorwiegend nachtaktiv. Tagsüber ziehen sie sich in geschützte Verstecke zurück. Der Baummarder lebt in der Regel in ausgedehnten Waldgebieten und bewohnt dort Höhlen, die sich meist in alten Bäumen befinden. Der Steinmarder ist auch auf Dachböden, in Scheunen, Garagen oder Holzstapeln in der Nähe menschlicher Siedlungen zu Hause.
Wenn du auf dieser Seite gelandet bist, weil du einen unerwünschten Marder vertreiben möchtest, möchten wir dir vorab auch mitgeben, dass die Anwesenheit eines Marders auch Vorteile haben kann, gerade im Garten. Denn hier hilft der Marder, die Mäuse-, Ratten und Insektenpopulation in Zaum zu halten.
Doch sollte ein Marder Einzug in deine Garage gehalten haben und du um dein Auto bangen musst, so helfen u.a. folgende Methoden:
Marder haben in der freien Natur nur wenige natürliche Feinde. Zu ihnen gehören Greifvögel wie Uhu, Habicht oder Adler sowie Füchse und – in Regionen, wo sie vorkommen – Wölfe. Die größte Gefahr für Marder bleibt jedoch der Mensch: Denn Straßenverkehr und Eingriffe in ihren Lebensraum – wie der Rückgang ausgedehnter Wälder und Nahrungsquellen machen insbesondere Baummardern das Leben schwer. Sie stehen in Deutschland seit dem Jahr 2009 auf der Roten Liste der bedrohten Arten.
Marder hinterlassen recht typische Zeichen ihrer Anwesenheit: Vielleicht hast du ja schon einmal Marder-Kot entdeckt? Der Marder lässt sein längliches, in sich gedrehtes Würstchen oft an exponierten Stellen liegen, sodass es kaum zu verfehlen ist. Häufig finden sich darin Reste von Beeren, Federn oder Haare. Marder-Trittsiegel kannst du zudem an den fünf Zehen sowie den abgedrückten Krallen erkennen. Im Gegensatz zu Katzen ziehen Marder ihre Krallen beim Laufen nämlich nicht ein und sind damit im Trittsiegel erkennbar.
Marder legen keine Steine ins Auto – dies ist ein Mythos. Wahrscheinlicher ist, dass sie: Beutestücke oder Futterreste (z. B. Knochen oder Nüsse) in Motorräumen ablegen oder Steine oder andere kleine Gegenstände bei der Suche nach Beute oder beim Spielen verschieben. Der Verdacht, dass Marder „absichtlich“ Gegenstände im Auto deponieren, ist wissenschaftlich nicht belegt.
Titelbild: Baummarder, Alexander via Adobe Stock
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